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Meine Eindrücke und Gedanken als freiwilliger Helfer im Hochwassergebiet

Dies ist ein genderfreier Beitrag. Schon allein aus dem Grund, weil mein erster Eindruck beim Helfereinsatz im Hochwassergebiet mir zeigte, dass nicht die Differenzierung den gegenseitigen Respekt hervorbrachte, um Hand-in-Hand zu arbeiten (z.B. lange Eimerketten), sondern der Entschluss „ins Handeln zu kommen“, sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden und diese einzubringen.

Für diesen Entschluss ist es nie zu spät, denn Handlungsbedarf gibt es immer und gerade in den betroffenen Hochwassergebieten noch viele weitere Monate.

Bei meinem Einsatz waren Helfer von Stuttgart bis Bremerhaven anwesend und wir haben innerhalb weniger Stunden Tonnen von unbrauchbar gewordenem Gut eines im Wohnhaus integrierten Handwerksbetriebs vom Keller bis zur Wohnung im ersten Stock nach außen befördert und vom Schlamm befreit. Ich weiß nicht, wer im Hintergrund dafür sorgte, dass zum „optimalen Zeitpunkt“ die Feuerwehr kam, um große Mengen Schlamm abzupumpen, den wir von kleinen und großen Gegenständen freigelegt hatten und wir quasi ohne Zeitverlust uns der nächsten Etage widmen konnten. Auch kamen „just in time“ Bagger und LKW, um den nach außen beförderten Schutt zu verladen und wegzutransportieren.

Zwischendurch kamen Menschen mit Körben voller Brötchen oder Flaschen mit Wasser, um uns zu versorgen und Atempausen zu verschaffen.

Richtig gut fand ich auch, dass einige Ärzte und medizinische Helfer freiwillig und ohne Vergütung bei allen Helfern nach Verletzungen fragten und auf Tetanus-Impfungen ansprachen. Im Bedarfsfall wurde eine Tetanus-Diphterie-Impfung angeboten und das leere Impffläschchen ganz pragmatisch dem Geimpften mitgegeben, damit es im Impfpass eingetragen werden kann. Wer nach einer Corona-Impfung fragte, erhielt auf Wunsch auch diese.

Mein Eindruck am Ende des Tages:


Professionelle Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen arbeiteten mit den freiwilligen Helfern Hand in Hand. Ein Gefühl des „Es-geht-doch!“ kam in mir auf und ich fühlte mich nicht den „Naturgewalten“ ohnmächtig ausgeliefert – was nicht heißen soll, dass ich leichtfertig mit den Gegebenheiten und Umständen umgehe.

Ich sehe es sehr wohl als meinen Teil der Verantwortung an, mir vorab Gedanken zu machen, wie ich helfen kann, ohne (die Zufahrtswege) zu behindern oder mich selbst in Gefahr zu begeben und dadurch den Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen zusätzliche „Arbeit“ zu verschaffen. Ich will ihnen zuarbeiten – nicht sie behindern!

Bei meinen Recherchen im Bekanntenkreis, im Internet und den Sozialen Medien erfuhr ich von den Portalen, die Einsätze organisieren und die freiwilligen Helfer miteinander in Kontakt bringen. Helfer-Shuttle.de sorgte dafür, dass abseits der betroffenen Gebiete riesige Flächen an Parkmöglichkeiten für die anreisenden Helfer organisiert wurden und der Shuttle-Service kleine Trupps in Minibussen zu den Einsatzorten fährt und auch dort wieder zu abgesprochenen Zeiten abholt. Alle Helfer tragen sich im Shuttle-Bus in Listen ein mit Namen und Telefonnummer und erhalten die Namen und Telefonnummern der Shuttle-Fahrer, um in Kontakt bleiben zu können. Für mich ist das eine wichtige Sicherheitsvorkehrung, denn so weiß ich, dass ich nicht so leicht „verloren oder vergessen“ werden kann.

Dass weitere Einsätze behördlich untersagt wurden, sorgte für viel Unmut und teilweise Unverständnis für die getroffenen Maßnahmen.

Ich frage mich, ob es ein reines Kommunikationsproblem ist, das den Eindruck eines Systemversagens hervorruft. Unweigerlich denke ich an die alte Volksweisheit „Viele Köche verderben den Brei“. Denn es sind viele Bestandteile notwendig, um im optimalen Fall eine funktionierende Einheit zu bilden: angefangen beim Deutschen Wetterdienst, über Warnsysteme mehrerer Ebenen (Bund-Land-Landkreis-Bürger) bis hin zu den organisierten Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen (z.B. Bundeswehr, Feuerwehr, THW, Rotes Kreuz, Psychologische Betreuung) und eben den „Freiwilligen Helfern“, die sich auf jeden Fall nur in koordinierten und organisierten Einsatz begeben sollten.

Mein Fazit:

Ich wünsche mir, dass die Behörden/Politiker/Krisenmanager den Wert der freiwilligen Helfer hoch genug einschätzen, um einen Teil ihrer Ressourcen dafür aufzubringen, diese Helfer in eine strukturierte Hilfsaktion einzubinden und durch optimierte Kommunikation über alle Ebenen diese Koordination zu ermöglichen. Was nützt es einem Freiwilligen, der helfen möchte und nicht von offizieller Seite her erfährt, wo er sich ohne Gefährdung anderer und sich selbst sinnvoll einbringen und an Einsatzorte organisiert werden kann, wo seine Hilfe und Fähigkeiten benötigt werden?

Ebenso sehe ich Aufklärung als wichtig an, denn nicht nur die freiwilligen Helfer, sondern alle in der Bevölkerung sollten wissen und verstehen können, wer welche Aufgaben übernehmen darf und kann.

Die Bundeswehr hat nun einmal andere Aufgaben, als einzelne Keller auszuräumen, und Rettungskräfte wie das Rote Kreuz sind nicht da, um den Verkehr zu regeln, sondern sie sollen sich darauf verlassen können, dass die Polizei dafür sorgt, dass sie ungehindert Fahrt aufnehmen können.

Wir freiwilligen Helfer wollen uns wiederum darauf verlassen können, dass wir – auch wenn wir weite Anreisewege und eventuell Unterkunfts- und Versorgungskosten auf uns nehmen – dann auch die Wertschätzung erfahren, die uns zusteht: uns helfen lassen!

Ich werde weiterhin helfen mit Vernunft und Verstand, am liebsten vor Ort. Anpacken ist eine Stärke von mir, ebenso Ruhe bewahren, wenn es darauf ankommt. Den Sicherheitsfaktor verliere ich zwar nicht aus den Augen (ich bemühe mich zumindest 😉) – scheue jedoch nicht, überschaubare Risiken einzugehen, um meinen Beitrag leisten zu können.

Von den Politikern wünsche ich mir, dass sie Verantwortung übernehmen, indem sie nicht ausschließlich den Klimawandel zum Sündenbock und Klimapolitik als Lösung erklären (Hochwasser gab es bewiesenermaßen schon immer und Wetteraufzeichnungen seit 1881 belegen dies zweifelsfrei).  Ich wünsche mir, dass sie ebenso Lösungen anbieten, die kurzfristig helfen können (Stichwort hydraulische Brücken und Rückhaltebecken, wie sie sich z.B. in der Schweiz bereits bewährt haben).

Neben all diesen konkreten Maßnahmen wünsche ich mir ebenso, dass auch die soziale Sicherheit bedingungslos gewährleistet wird (Stichwort: bedingungsloses Grundeinkommen für alle).

Ein Hinweis an alle Leser:

Über Kommentare und Gedanken von Euch freue ich mich und komme hierüber auch gerne mit Euch ins Gespräch.
Auseinandersetzungen mit Meckerern (statt konstruktiv zu kritisieren), Schlaumeiern, Pseudomoralisten und Trollen überlasse ich gerne anderen – sie müssen sich darauf einstellen, dass ich mich nicht auf unreflektierte Diskussionen einlasse und in solchen Momenten dann auch gerne den Ignorier-Modus einschalte.

Update am 25.07.2021:

Die Einsätze sind wieder erlaubt, auch der Shuttle fährt wieder.

4 Antworten

  1. Super Bericht. Er zeigt, dass die Menschen helfen wollen und dass die Demokratie gesund ist. Und noch mehr: Dass die Bürger integriert werden möchten, dass sie einen Beitrag leisten WOLLEN und die Erfahrung machen wollen, dass auf der Ebene der Hilfeleistung, alle Partikular- Interessen, Gendersternchen und co, völlig bedeutungslos sind.

  2. Herzlichen Dank für Deinen, v.a. auch informativen Bericht, den ich gerne zusammen mit dem Helfer-Shuttle-Link als Infoquelle für potentielle Helfer weitergebe.
    Als kleinen Beitrag von meinem Zuhause aus hab ich eine Linkliste erstellt, die ich tgl. überarbeite, ergänze und u.a. auch als Orientierungs-Hinweis an Leute weitergebe die helfen kommen wollen und noch nicht wissen, wie was, wo am Besten
    Vielleicht schaust Du mal drüber, ob aus Deiner Sicht hilfreiche Links etgänzt wrrden sollten ggf. einfach machen.
    Danke vorab und weiterhin ToiToiToi beim anpacken und helfen, aber auch für’s Cafe, das ich irgendwann garantiert besuchen werde. LG aus Godesberg am Rhein

    1. Hallo Elke,

      genau so eine Zusammenfassung habe ich schon gesucht. Danke dafür, dass du das machst und super, dass du dabei auch aktiv suchst.
      Die Facebook-Seite habe ich kurz überflogen und kann spontan keine Ergänzungen vorschlagen.
      Bin heute wieder im Einsatz, werde morgen jedoch gerne die Liste in Ruhe durchgehen und mich bei dir melden.
      Bleib dran! Das ist ein wertvoller Beitrag zur Orientierung und Organisation.
      Liebe Grüße aus Linz, Kerstin